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Expedition zum Karakol-See im Altaigebirge Sibiriens


Schon Tage vor der Abreise zum Bergwandern ins russische Altaigebirge treffen sich die Teilnehmer Sergey, Holger und ich zum Equipment-Test bei mir im Revier. Eine Nacht draußen schlafen und eine sibirische Feuerstelle anlegen ist angesagt. Auch der wichtige Zeltaufbau-Test steht auf dem Plan.

 
 
 
 
 
 


Nachdem es Sergey und Holger nach mehreren Anläufen geschafft haben eine Feuerstelle aufzubauen, die gleichzeitig ein fast stufenloses Verstellen eines Wasserkessels auf dem Feuer möglich macht, trinken wir zufrieden und in Vorfreude auf unser gemeinsames Abenteuer, die Reise nach Russland, unser Feierabendbier und essen unsere mitgebrachte Tütennahrung. Extra eingekauft um einem realistischen Ablauf in Russlands Taiga nahe zu kommen!!!!!

Dann wird’s Ernst. Einen Tag vor unserer Abreise packe ich meinen 80 Liter 'Out door' Rucksack und schreibe meinen Kameraden eine SMS mit dem Inhalt:

"Jungs, 18 Kilo wiegt mein Rucksack ohne Wasser und Krimskrams bereits, das kann ja heiter werden. Mein Adrenalin Pool ist bereits gestiegen"

Und so checken wir am Montag, den 14. Juli auf unsere große Reise ein. Die Abfahrt mit meinem ML zum Flughafen nach Stuttgart ist der Beginn einer Odyssee, die etwa 40 Stunden dauern wird.

Über Moskau (nach einer längeren Wartezeit) geht’s mit einer Aeroflot Boing nach Barnaul (Sibirien) und dann mit einem Taxi Bus, etwa 9 Stunden weiter, ins 600 Kilometer entfernte Artybash.

 
 
 
 
 
 


Unterwegs machen wir Rast in der Altaischen Hauptstadt "Gorno Altaisk", kaufen Lebensmittelvorräte, die Sergey als erfahrener Taigakenner aussucht, ein Beil und das Wichtigste: einen emaillierten Kochkessel mit mindestens 5 Liter Volumen, der uns in der Taiga noch wertvolle Dienste leisten wird.

Das Dorf Artybash, am Abfluss des großen Teleckoe-Sees gelegen, hat sich zu meinem Erstaunen aus dem noch vor Jahren verschlafenen Nest zu einem touristisch angehauchten Touristikzentrum entwickelt. Idyllisch gelegen, aber dem Zeitgeist folgend, ragen mittlerweile auch hier rundherum riesige Antennen-Funkmasten in den Himmel!

Eine Nacht wollen wir hier bleiben, in dem kleinen Touri Hotel am Abfluss des großen Teleckoe-Sees und Morgen geht’s dann mit einem gecharterten Boot 50 Kilometer am See entlang hinauf zum letzten Etappen-Ziel, zum Naturreservat des Rangers Sergej Usig.

Unsere Sanomed-Mitarbeiterin Irina hat im Vorfeld in mühevoller Kleinarbeit seine satellitengestützte Handynummer herausgefunden. Er erinnerte sich an unsere letzte gemeinsame Tour vom Jahr 2007 und erklärte sich bereit unsere damalige freundschaftliche Begegnung mit einer weiteren Expedition hinauf in sein Schutzgebiet, zu einem hochgelegenen See mit dem Namen 'Karakol-See' zu führen.

Von den Strapazen der Reise gezeichnet, schlafen wir im Touri-Hotel, das letzte Mal in Betten unserer doch so annehmlichen Zivilisation. Die große 'Mentale Anspannung' der Reise schwindet langsam in den Tiefen des Schlafes aus dem Gedächnis...

Der erste Tag in den Bergen

Morgens weckt mich die Sonne und schon bin ich fiebrig am Packen des Rucksacks. Zivile Klamotten in unseren Koffern bleiben im Hotel. Auch meine Begleiter erfasst das Bergfieber und schon befinden wir uns mitten auf dem Teleckoe-See wo unser Boot etwas ruppig hüpft und über die Wellen gleitet.

 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
 
 


Aber unser sympathischer Bootsführer steuert uns sicher über die unruhige See und achtet auch auf treibende Totholzstämme, die so ein kleines Außenbordmotor gesteuertes Boot schon des Öfteren zum Kentern brachten.

Alles in allem kommen wir nach etwa zweieinhalb Stunden sicher ans Ziel zum Haus am See unseres Bergführers Sergej Usig, der uns schon am Ufer erwartet. Das letzte Etappenziel ist geschafft!!!!

 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
 
 

 

Nach einer ausgiebigen und herzlichen Begrüßung von Sergej, seiner Frau und seinen Huskies (russische Laikas) trinken wir erst mal russischen Kräutertee auf der Terrasse. Dann wird’s Ernst. Sergej mahnt zum Aufbruch.

Es ist schon etwa 10:00 Uhr vormittags und eine lange Strecke liegt heute noch vor uns. Meinen 'Camel back' mit frischem Seewasser gefüllt, den Rucksack aufgeschnallt, Hut auf und los geht’s. Der russische Sergej geht voran, ich hinterher und es folgen Holger, der deutsche Sergey übernimmt das Schlusslicht.

 
 
 
 
 
 

 

Die Vegetation hier auf etwa 400 Meter Seehöhe ist sehr sehr üppig! Farne und Weichholzgestrüppe reichen bis auf Schulterhöhe. Wir folgen einem ausgetretenen Wildpfad. Zusätzlich gekennzeichnet durch Sergejs Baummarkierungen in Form eines Kreises abgeschälter Rinde an dem Weg flankierenden Bäumen, so wie ich es bereits vor 6 Jahren hier erlebt habe. Die Hitze ist kaum erträglich und schon nach einer Stunde sind alle schweißgebadet. Schwül ist es, aber es zeichnen sich große Wolkenfelder am Himmel ab, was ein gewisses Unbehagen in mir aufsteigen lässt. Als wir die erste Wasserstelle erreichen, liegen bereits etliche Kilometer hinter uns. Einen steilen Hang mussten wir queren und ich glaube Holger merkt zum ersten Mal wie unbequem so was sein kann. Die Füße schmerzen als wir eine kleine Rast an der abfließenden Wasserrinne einlegen. Noch sind wir weit unten, folgten einem Flusslauf dessen lautes Rauschen uns bis dahin begleitete.

Dann wird’s steiler und wir quälen uns einen zugewucherten Pass hinauf. Die über 20 Kilo Schwere des Rucksacks lassen keinen Raum für übermütiges Handeln, jeder Schritt muss bedacht sein. Und einige Male als ich zurückschaue in die Gesichter meiner Kameraden sehe ich die Anspannung und hoffe dass kein Ausrutscher oder dergleichen unserem noch weit vor uns liegenden Weg ein jähes Ende bereitet.

Stundenlang geht’s nach oben, wieder ein Stück nach unten und so erreichen wir nach etwa 8 bis 9 Stunden Gehzeit unseren ersten sibirischen Biwakplatz, mitten in der Taiga an einem kleinen Tümpel, der zu unserem Leidwesen vor unserer Ankunft von einem unserer begleitenden Hunde zum Baden genutzt wurde. Sergej ist sauer, schimpft mit seinen beiden Laikas und nun müssen wir unser Wasser weiter oben holen, bis sich der aufgewirbelte Dreck da an der Wasserstelle gesetzt hat.

 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
 
 


Nun gilt es das Erlernt und Geprobte aus meinem Revier umzusetzen. In Windeseile sind die Zelte aufgeschlagen, der deutsche Sergey hat’s am besten drauf und hilft mir und Holger beim Aufstellen. Holger sucht Feuerholz und die beiden Sergejs holen weiter oben zwei Kochkessel frisches Wasser.

Ich kümmere mich ums Feuer und bemerke, dass sich ein dritter Hund zu uns gesellt hat. Der russische Sergej versucht ihn lautstark zu vertreiben und berichtet, dass diese Laikadame einem Nachbarn gehört. Mir tut die Herumtreiberin sofort leid, weil Sie sich auch nicht zu uns heran traut und sich in etwa 40 Meter Entfernung niederläßt. Sergejs Hunde werden derweil nach unserem ausgiebigen Mahl mit den Resten gefüttert und ich schleiche mich unbesehen (meine ich) mit meinen Resten zu der nach menschlicher Nähe suchenden Hundedame. Sie verschlingt gierig das aus Nudeln und Rindfleisch bestehende 'Outdoor Mahl' das ich übrig gelassen habe.

Wir verkriechen uns in unsere Zelte und langsam löst sich auch in mir die Anspannung des heutigen Tages. Im Zelt macht sich derweil ein Geruch aus modrigem Urwald, gemischt von Schweiß und dem anhaftenden Lagerfeuerrauch breit. Naja, ich bin angekommen in der Urwüchsigkeit der Sibirischen Taiga mit allen ihren begleitenden Facetten.

Der zweite Tag in den Bergen

Ich höre ein prasselndes Geräusch aufs Zeltdach herniedergehen, es ist klamm und feucht in meinem Schlafsack, es hat hereingeregnet, das Zeltdach ist durchnässt. Zudem liegt die eigentlich Untergrund isolierende 'Isomatte' auf mir und als ich mich aus der Schlafverrenkung befreien will, spüre ich, glaub ich, alle Knochen im Leib!

Mein Gott, und jetzt aufstehen und das Zelt in Unterhose verlassen. Gott sei Dank habe ich meine Klamotten zu mir in den Schlafsack gepackt, sodass diese nicht nass sondern warm angezogen werden können. Gleich stehe ich auf, Nässe empfängt meine Füße als ich in meine Bergstiefel schlüpfe, aber sonst passt alles. Meine Kameraden schlafen noch, zumindest ist noch keiner aus dem Zelt außer dem russischen Sergej. Feuer prasselt bereits und Tee kocht in einem der mitgebrachten Kessel über dem Feuer. Nach und nach kommen alle aus den Zelten gekrochen und Holger verkündet stolz, dass wir gestern mit über 20 Kilo Gepäck etwa 1200 Höhenmeter hinter uns gebracht haben. Unser IT-Spezialist hat natürlich ein Satellitentelefon dabei und ein satellitengestütztes Navigationsgerät. Daraus kann er alle Bewegungsdaten ablesen. Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft die die gestrigen Strapazen so leicht und locker überwunden hat, aber heute regnet es und es ist noch weit bis zum Karakol-See!

 
 
 
 
 
 


Als wir uns auf den Weg machen erwartet uns ein schmieriger, nasser Untergrund und es ist noch mehr Vorsicht geboten als gestern. Unmut macht sich breit. Die nass geschwitzten Körper dampfen in der wolkenverhangenen Bergwaldatmosphäre!

Die Hunde sind erkennbar müde und wir freuen uns immer wenn Sergej das Kommando in gebrochenem Deutsch 'Pause' von sich gibt. Gleich wird der Rucksack abgeschnallt und wir sitzen auf dem Boden, auf umgefallenen Bäumen oder was sich gerade anbietet. Auch die Hunde liegen sofort lang gestreckt auf allen Vieren.

Es herrscht eine geladene Stimmung unter uns. Selbstversunken geht jeder seinen eigenen Gedanken nach und jeder erkennt seine Grenzen ob physisch oder psychisch. Es ist das eingetreten wovor auch ich nicht gefeit bin. Etwas missmutig stolpern wir hinter Sergej her, der unerbittlich immer weiter nach oben zieht, dabei haben wir die Baumgrenze immer noch nicht erreicht. Verdammt, da muss doch jetzt endlich die Hütte kommen, die jeder sehnsüchtig erwartet. Sie wäre das zweite Wander-Etappenziel unseres Weges hinauf zum Karakol-See!

 
 
 
 
 
 


Dann erreichen wir am späten Nachmittag eine Lichtung und von nun an geht es ebenerdig weiter. Alle sind wir froh dem Dampf und Dunkel des Bergwaldes entronnen zu sein. Noch zwei Kilometer, dann stehen wir vor der russischen Berghütte, umgeben von einer großen Almwiese und es hat aufgeklart, auch in unseren Köpfen.

 
 
 
 
 
 


Sofort wird die Feuerstelle aktiviert, die nassen Sachen einschließlich Zelt werden zum Trocknen aufgehängt und Sergey macht sich daran unser leckeres Abendessen zuzubereiten. Deutscher Zigeunerbraten oder so ähnlich, wie passend. Danach versorgt uns der russische Sergej mit einigen in der Hütte gelagerten süßen Leckereien. Ich lasse mich nicht lange bitten und schlage mir den Bauch voll!

Dann geht es darum wer wo schlafen soll??? Meine beiden deutschen Begleiter bevorzugen zusammen mit unserem Bergführer die harten Bretter der Hütte, mich lässt das erschaudern. Ich habe vor Jahren mit ihm in einem Zelt geschlafen und kein Auge zugemacht.

Er hat geschnarcht, dass sich die Zeltstangen bogen und so schlage ich mein Zelt unweit der Hütte auf der Wiese auf. Eingebettet in einer mit Binsengräsern ausgelegten Sasse, um diesmal nicht von der Isomatte zu rutschen, so dass sich keine im Gras verborgenen Astholzstangen in meinen Rücken bohren, wie gestern Nacht.

Kaum im Zelt fängt es an zu schütten und ich harre stundenlang den Geräuschen der aufs Zeltdach trommelnden Regengüsse. Vorsichtshalber habe ich noch eine in der Hütte befindliche Plane übers Zelt gespannt und somit ist das Zelt heute dicht. Gott sei Dank. Irgendwann schlafe ich ein und ein anstrengender Tag geht dem Ende entgegen.

Der dritte Tag in den Bergen

Heute scheint die Sonne und lockt mich mit ihren wärmenden Strahlen aus meinem Wigwam.

Auch in Holgers Zelt, das vorsichtshalber gestern Abend noch nebenan aufgestellt wurde, scheint jemand eingezogen zu sein. Gleich darauf kommt Holger aus der Hütte und berichtet, dass Sergey des Nachts die Hütte verlassen hat, um dem Donnerhall unseres Bergführers Schnarchlauten zu entkommen. Holger blieb in der Hütte und hat kaum ein Auge zugetan.

Aber heute Morgen scheint das Glück wieder auf unserer Seite. Die Sonne trocknet schnell unsere nasse Ausrüstung. Außerdem weckt ein ausgiebiges Frühstück in mir sofort die Leidenschaft hier für die Bergwelt in diesem unzugänglichen Naturschutzreservat, das eigentlich nicht von Touristen betreten werden darf. Überschwänglich erkunde ich mit unseren Hunden die Gegend, viele Hinterlassenschaften von Bären und Maral-Wild (größte Hirschart der Welt) säumen den Wildwechsel, auf dessen Fährte auch unser Weg zum Karakol-See führen soll. Die Hunde haben einen Zobel gestellt, der nun auf einem der Urwaldriesen Zuflucht gefunden hat, trotzdem verbellen ihn die Sibirischen Huskies noch eine Weile. Zurück an der Hütte herrscht inzwischen Aufbruchsstimmung!

 
 
 
 
 
 


Alles eingepackt, die Vorräte noch ergänzt aus den in Plastiktüten an der Hüttendecke gelagerten Vorratsspeichern, machen wir uns auf den Weg. Endlich sind wir teils aus dem Wald heraus und marschieren auf ebenen Pfaden entlang der Baumgrenze, unterbrochen von Bergwiesen mit einer Blüten- und Pflanzenpracht, wie es idyllischer nicht hätte sein können. Ein Traum scheint in Erfüllung zu gehen...

 
 
 
 
 
 


Als wir nach zwei Stunden den Abstieg zu dem Albsee vor uns haben, erfüllt sich mein Traum, denn diese Kulisse hat sich in meinem Gedächtnis eingebrannt. Ich schieße zwischen den hohen Fichtenriesen mein erstes Foto vom unter uns liegenden Panorama des Karakol-Sees. Auch meine Mitstreiter scheinen ergriffen und flott steigen wir den steilen Abstieg hinunter bis wir am Seeablauf über Ufersteine hüpfend den Uferbereich erreichen, wo eine alte Feuerstelle verlassen auf uns wartet.

 
 
 
 
 
 


Zwei Tage und Nächte werden wir hier nun bleiben, jeder sucht sich in Feuerstellennähe und am Ufer des Sees seinen Biwakplatz und schon brutzelt das Feuer, unser letztes Wander-Etappenziel ist erreicht. Alle Spannungen scheinen wie weggeblasen und nun genießen wir das Panorama hier in dieser Mittelgebirgslandschaft, das so viele Geheimnisse verbirgt und kaum ein Europäer das bis weilen sehen durfte!

Als ich nur mit Sandaletten bekleidet zum Waschen in den kalten See steige, reißt es mich in die Realität zurück. Der See ist so kalt, das keine Fische darin vorkommen. Rundherum sind an den Nordhängen der Berge noch etliche Schneefelder zu erkennen!

Der vierte Tag in den Bergen

Heute ist jeder ausgeruht, die Nacht war sternenklar und lange sind wir am Feuer zusammengesessen und haben uns Geschichten erzählt. Bereits zum sechsten Mal sind Sergey und ich hierhergekommen und ich glaube ich kann den Stolz in den Gesichtern aller Teilnehmer erkennen, weil wir wieder mal die Herausforderung der Reise hinter uns haben und nun Kraft aus der viel beschriebenen und besungenen Welt der Sibirischen Taiga schöpfen können.

Der russische Sergej erklärt uns, dass hier in den letzten tausenden Jahren kaum eine klimatische Veränderung stattgefunden hat. Man sagt, dass dieses riesige Naturschutzgebiet der Ausgang vieler Pflanzen und Tiere gewesen sei. Kein Gletscher hat diese Welt je berührt und das kontinentale Klima hier scheint seit Jahrtausenden die optimale Voraussetzung für die vielkarätige und einzigartige Pflanzen- und Tierwelt zu sein. Vor allem die langsam wachsende Zirbelkiefer soll hier entstanden sein. Diese ist Nahrungsgrundlage für Bären, Wildschweine und früher auch für Menschen. Die aus den Kiefernzapfen ausgeschälten Kerne schmecken wie Nüsse, sind sehr eiweißhaltig und kalorienreich.

Wir specken unsere Ausrüstung für einen Tagesausflug hier oben ab und nur mit ein paar Kilo Marschgepäck und natürlich meinem Camel back, gefüllt mit Seewasser aus dem Karakol-See, machen wir uns auf, die Höhenlage des Sees auf den umliegenden Gipfeln zu erkunden. Ein Gipfel, dessen Steinformation wie die eines fliegenden Adlers aussieht, ist unser Ziel. Nach etlichen Kilometern leichter Anstiege stehen wir auf den Felsen und bewundern das Gebirgspanorama.

 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
 
 


Auch die Hunde sind dabei und gemeinsam schauen wir hinunter auf den Ausgangspunkt unserer Reise, den Teleckoe-See und weiter oben unseren Karakol-See.

 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
 
 


Viele Gipfel, bis zu Dreitausender, liegen vor uns und wir bewundern die Farbenpracht der Bergwiesen um uns herum, die unberührt von der menschlichen Zivilisation als Kräutergarten ein Überleben dieser einzigartigen Flora und Fauna in die Zukunft absichern soll!

 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
 
 

 

Für Heute reicht es mir und meine Kameraden stimmen zu. Euphorisch treten wir den Rückweg an, turnen auf den riesigen Felsbrocken herum wie spielende Teenager, um letztendlich nach 14 Kilometern Bergmarsch wieder am Karakol-Seeufer aufzuschlagen! Der russische Sergej rückt aus, um mit seiner schweren mitgebrachten Fotoausrüstung Profibilder zu schießen und lässt uns am Feuer zurück. Die Nacht senkt sich herein und das letzte Mal werden wir hier oben die Idylle genießen, Morgen geht’s zurück!

Der fünfte Tag in den Bergen

Alles aufgerödelt und eingepackt treten wir um 8:30 Uhr den langen Rückmarsch an. Mit Wehmut schaue ich zurück als wir den steilen Anstieg hinauf vom See hinter uns bringen. Sergej hat noch alles nach Spuren abgesucht und keinen Hinweis auf unseren Aufenthalt am Biwakplatz zurückgelassen. Nur die Feuerstelle ist noch da, aber mit Seewasser gelöscht. Wir gehen zurück zur Hütte, lassen alle übrigen Fertiggerichte da und specken damit unsere Ausrüstung auf das Nötigste ab. Heute Morgen habe ich zum Frühstück mit Widerwillen noch ein Fertiggericht mit Nudeln hineingewürgt. Gott sei Dank nicht mehr herausgewürgt! Ich kann das Zeug nicht mehr sehen und riechen, aber es hilft nichts. Ich brauche Energie für den beschwerlichen Abstieg. Viel Energie...

 
 
 
 
 
 

 


Und so machen wir uns auf den Weg, weit über 25 Kilometer Abstieg liegen vor uns. Die Hunde verscheuchen derweil vor uns, wie schon beim Aufstieg, alles Wild und so bekommen wir nichts zu Gesicht. Auf Bärenkontakt können wir ohnehin gerne verzichten.

Als wir am ersten Biwakplatz ankommen machen wir Feuer und rasten in der Nachmittagshitze! Unerträglich ist die Rucksacklast für mich. Mein Ischiasnerv an der linken Hüfte macht mir ernsthaft zu schaffen. Ich löse unterwegs den Gurt des schweren Rucksacks auf der Hüfte, um den Druck auf den unteren Rücken zu vermindern. Und so quälen wir uns Kilometer für Kilometer hinunter. Es ist die anstrengendste Route unserer gesamten Expedition hier in der sibirischen Bergwelt. Aber es hat irgendwann ein Ende.

Am späten Nachmittag ist der Teleckoe-See in Sicht.

Noch mal alle Kräfte konzentriert und wir erreichen am Abend gegen 21:00 Uhr Sergejs Haus am See, wo seine Frau bereits mit einem Festschmaus auf uns wartet. Gekochtes Maralfleisch mit Kartoffeln wird aufgetragen und ich fülle meine Energiespeicher mit dem Besten was diese Sibirische Taiga zu bieten hat. Der berühmte Kräutertee mit Waldhonig aus der Gegend rundet das Luxusessen ab.

Danach macht eine Kräuterlikörflasche die Runde und ich beteilige mich in der geselligen Gemeinschaft ab und an mit einem Schluck aus der Flasche, die bereits ein paar Mal nachgefüllt wurde.

Etwas benebelt lege ich mich mit Isomatte und Schlafsack draußen auf eine viel zu kurze Bank und schlafe den „Schlaf des Gerechten“, Traumlos bis die ersten Sonnenstrahlen meine Nase kitzeln.

Der letzte Tag in den Bergen

Nun heißt es Abschied nehmen, Axt und Kochkessel bleiben hier und wechseln den Besitzer. Wir verabschieden uns herzlich von der Familie Usig und bedanken uns für die guten und fürsorglichen Dienste. Um 11:00 Uhr kommt unser Bootsfahrer und bringt uns zurück nach Artybash in unser Hotel, wo alle gleich emsig dabei sind unser Equipment zu sortieren, zu reinigen und wieder auf die zurückgeholten Koffer vom Hotel zu verteilen.

Fazit der Expedition:

Es gehört schon eine gewaltige Portion "Leidensfähigkeit" dazu, so eine Expedition durchzustehen.

Unvermutet erreicht man seine Grenzen und es braucht ein gesundes Maß an psychischer und auch physischer Stabilität.

Ich bedanke mich bei den Organisatoren:
Bei Irina für den akribisch ausgearbeiteten Programmablauf, der bestens funktioniert hat.
Beim russischen Sergej für die Geduld und Verantwortungsbereitschaft uns drei Touris in seine mystische Bergwelt zu führen. Beim deutschen Sergey für seine unermüdliche Übersetzungsarbeit und dafür dass er stets auftretenden Problemen schnell ein Ende beschieden hat. Und Bei Holger, der das erste Mal dabei war, alle Strapazen locker mitgemacht hat ohne zu jammern und mit seiner Gelassenheit stets für gute Stimmung gesorgt hat.

Neu-Ulm im August des Jahres 2014.
Reisebericht erstellt von Karl Holzinger