Mit Revierpächter Karl Holzinger unterwegs durchs Schwende-Biotop
Revierpächter Karl Holzinger kümmert sich um das Schwende-Biotop am Schleipfbachgraben in Kettershausen. Hier gibt es eine große Artenvielfalt zu bestaunen.
Dieser Steg, auf dem Karl Holzinger steht, ist relativ neu und geht hinein in den ersten und größten Weiher. Der Steg bietet die Möglichkeit, die Tiere, die das Wasser nutzen, zu beobachten und zu dokumentieren. Foto: Zita Schmid
Auf dem Weg durch das Schwende-Biotop am Schleipfbachgraben zeigt der Kettershauser Revierpächter Karl Holzinger auf einen breiten Strauch. „Das ist eine Kirschpflaume. Die schmeckt wunderbar“, schwärmt er. Gekannt habe er die Frucht vorher nicht und zunächst gerätselt, was das wohl für ein Gebüsch sei. Anders als die insgesamt rund 40 Bäume und doppelt so viele Sträucher, die auf dem Biotop in den vergangenen Jahren eingesetzt wurden, war dieser einfach da. Die Weide neben der Kirschpflaume will er zurückschneiden. Denn der Strauch mit den feinen Früchten soll ein großer Baum werden dürfen und dafür braucht er Platz. „Pflegen und das Biotop erhalten“, das ist sein Wunsch für die Zukunft. Dieser Intention gehen er und seine Jägerschaft schon seit acht Jahren nach. Damals hat Holzinger die Biotop-Fläche in der Kettershauser Schwende, dessen tieferliegende Landschaftsform der Schleipfbachgraben einst geformt hat, in seine Obhut genommen.
Die Entstehung des Landschaftsstreifens selbst gehe auf Maßnahmen der Flurbereinigung zurück. „Er entstand in weiser Voraussicht, einen kleinen Teil diese landwirtschaftlich geprägten Umgebungsflächen mit einem Entwässerungsgraben nutzbar zu erhalten“, erklärt er. Damals wurden Wasserrückhalteweiher angelegt und mit dem Entwässerungsgraben verrohrt. Holzinger, seit 2012 Jagdpächter des Reviers Kettershausen und Bebenhausen, hat im Jahr 2016 die insgesamt knapp drei Hektar große Fläche um den Schleipfbachgraben von der Gemeinde gepachtet. „Sie war damals mit allerlei Baum- und Wildwuchs durchzogen“, erinnert er sich. Doch er sah auch das Potenzial des kleinen, bis dato ungepflegten Feldgehölz mit den vom Schleipfbachgraben gespeisten drei Tümpeln. Denn es könnte eine Artenvielfalt ermöglichen, die es dringend und nachhaltig zu erhalten gelte. Seitdem hat sich auf dem Weg zur Umgestaltung des Schwende-Biotops als Rückzugsgebiet für heimische Insekten, Vögel, Amphibien und Niederwildarten viel getan. So wurden Bäume gepflanzt, viele Apfel- und Birnenbäume sind dabei. Zudem etwa auch Zwetschgen-, Kirsch- und Mehlbeerbäume, Sommer- und Winterlinde, Roteiche, Rotbuche und viele früchtetragende Heckensträucher.
Für Kettershauser Schulkinder fanden auf dem Biotop wiederholt Pflanzaktionen statt. Hier hat ein Schüler neben seinem Strauch dann auch seinen Namen hinterlassen.
Wiederholt durften bei Pflanzaktionen die Kettershauser Schulkinder mit Hand anlegen. Auf dem Weg durch das spätherbstliche Biotop deutet Holzinger auf zwei von mehreren Sträuchern, die erst vor wenigen Wochen bei einer Schüleraktion gesetzt wurden. Zwei Kinder haben auf einem Holzstück ihren Namen geschrieben und es neben ihren jeweiligen Strauch gelegt. Holzinger muss lächeln. Die Kinder seien alle immer mit viel Eifer und Freude dabei, sagt er. Doch auf diese Idee sei bislang noch niemand gekommen. Nach dem Motto, dass man nur schützen kann, was man kennt, sind dem Jagdpächter Kinderaktionen sehr wichtig. Was das Biotop angeht, so werden viele der hier gepflanzten Bäume erst in den nächsten Generationen groß sein. Dabei seien sie so gesetzt, dass sie ausreichend Platz hätten, um zu wachsen. „Krone an Krone“ werden sie hier einmal stehen, sagt er mit Blick auf die vielen Bäumchen gleich neben dem Zufahrtsweg. Mit Blick auf den Erhalt der Feuchtbiotopzone am Schleipfbachgraben berichtet er weiter, dass die im Laufe der Jahre verschüttete Zulaufrohre teilweise erst wieder gefunden und freigelegt werden mussten, zudem die Zulaufgräben instandgesetzt wurden.
Für den Revierpächter ist das Biotop auch ein Rückzugsort
An einem Wildacker angekommen, sind zu dieser späten Jahreszeit die noch stehende Überbleibsel der ausgesäten Blumen und Kräuter verwelkt. Die Vielfalt der Pflanzen, die auf der rund 1,5 Hektar großen Fläche über das Jahr blühten, die Insekten, die sich hier tummelten, kann man aber noch erahnen. Im Laufe des Gesprächs meint Holzinger, er sei sich bewusst, dass das „Fleckchen Erde“ in Bezug auf den Erhalt der Natur nur „ein Tropfen auf den heißen Stein ist“. Für ihn als Geschäftsführer einer Firma in Vöhringen sei das Biotop aber auch ein Rückzugsort, wo er Ruhe finde. Und es sei Leidenschaft. So freut er sich an den vielen Pflanzen, die blühen und gedeihen und dass sich sein Traum, die Biotopfläche zu erhalten und zu verbessern, immer mehr erfüllt.
Artikel und Fotos: Augsburger Allgemeine Zeitung, Zita Schmid