Spaziergang mit Biss
Buben und Mädchen sind der Natur auf der Spur
Als das Halali ertönte, richteten sich die vorher noch zufrieden im Gras liegenden Jagdhunde wachsam auf und schnupperten erwartungsvoll in der Luft. Auch die Mädchen und Buben, die von ihren Eltern auf den Jagdbetriebsplatz nordwestlich von Kettershausen gebracht wurden, waren schon richtig aufgeregt. Unter dem Motto „Der Natur auf der Spur“ durften sie beim traditionellen Walderlebnistag den heimischen Forst mit allen Sinnen näher kennenlernen sowie Spiele und Spaß genießen.
Als Organisator der Ferienaktion freute sich Revierpächter Karl Holzinger, dass 42 Kinder im Alter von fünf bis 13 Jahren Interesse an der Tier- und Pflanzenwelt in ihrer unmittelbaren Umgebung zeigten. „Als Jagdpächter ist es mir wichtig, bereits bei Kindern das Verständnis für unsere Wildtiere und das Verhalten in unseren Wäldern zu festigen“, erklärte er. Leider sei die heimische Flora und Fauna mit wenigen Ausnahmen in einen Wald-Wirtschaftsraum abgerutscht. Tiere sowie Pflanzen gerieten immer mehr in Bedrängnis. Deshalb halte er es für notwendig, dem Nachwuchs die Bedeutung der heimischen Natur näher zu bringen.
Aufgeteilt in zwei Gruppen erlebten die Kleinen unter Leitung der Berufsjäger Jens Classen und Matthias Röscher einen lehr- und abwechslungsreichen Waldspaziergang. Wer bislang noch nicht gewusst hatte, wie ein Haselnussstrauch oder ein Fichtenzapfen aussieht, erfuhr dies vor Ort. Den Ruf des Eichelhähers haben viele Kinder schon gehört. Sie staunten, als sie erfuhren, dass dieser Vogel auch „Polizist des Waldes“ genannt wird, weil er mit seinem lauten unüberhörbaren Ruf die Waldbewohner vor anderen Tieren und Menschen warnt. Neugierig umringten die Mädchen und Buben einen über seiner unterirdischen Burg stehenden Dachs sowie einen ebenfalls präparierten Fuchs. An den Gebissen lernten sie den Unterschied zwischen Pflanzen- und Fleischfressern kennen.
Zunächst ein wenig ängstlich, dann richtig neugierig, steckten die Kinder ihre Hände in Fühlkästen, wo sie ein Rehbockgeweih, Felle, Fuchsschädel, Rinde und Feder ertasten konnten. Wenn man die Leiter eines Hochsitzes erklommen hatte, gewann man einen lohnenswerten Ausblick. Dass die mit scharfen Dornen bestückten Brombeerblätter eine wichtige Nahrungsquelle für Rehe sind, war für die kleinen Waldbesucher ebenso interessant wie das falsche Seegras, mit dem ihre Vorfahren einst Matratzen ausgestopft haben. Man muss schon gute Augen haben, um auf dem Waldboden Teile eines Rehgeweihs zu finden, erfuhren die Kinder, ehe sie auf einem Fußfühlpfad über Moos, Laub, Sand und Nadeln laufen durften. Staunend betrachteten sie die Schäden von Borkenkäfern, eine „Spechtschmiede“ sowie eine große Fichte mit drei Gipfeln. Beim Weitsprung ins weiche Moos war sportliches Geschick gefragt, sowie beim Werfen von Fichtenzapfen Treffsicherheit. Nach mehrstündigem Waldspaziergang rief der Jagdgruß zur Brotzeit mit frisch gebratenen Würstchen und Steaks.
Text: Claudia Bader